Nein, wie eine Dame sieht Inez wirklich nicht aus.
Fettige, wilde dunkelbraune Locken werden von einem speckigen Tuch aus dem Gesicht gehalten und die Kleidung scheint Bekanntschaft mit diversen Flüssigkeiten gemacht zu haben – sauberes Wasser war allerdings wohl lange nicht darunter. Eine häufig geflickte, weite Leinenbluse bedeckt einen sehnigen, aber dennoch wohlproportionierten Oberkörper, ein zerschlissener, grüner (oder ist es doch eher ein blauer?) Rock, der mehr aus Fetzen denn aus einem zusammenhängenden Stück Stoff besteht, fällt unmotiviert über eine Pluderhose undefinierbarer Farbe. Irgendetwas zwischen Grau, Braun und Grün wird es sein, wobei die dunkleren Flecken unangenehm an Blutflecken erinnern. Die Füße stecken in abgelatschten Sandalen, die gerade eben die Fußsohlen davor bewahren, den Boden zu berühren.
Auch das Gesicht ist nicht das Gesicht einer Dame. Hübsch ist es, daran besteht kein Zweifel. Aber die Augenklappe und die Nase, die offenbar schon Bekanntschaft mit mehreren Fäusten oder harten Gegenständen geschlossen hat, zeigen, dass die Eigentümerin nicht allzu sorgsam damit umgegangen ist. Der ständige Geruch nach Alkohol, der sie umgibt, deutet auch nicht gerade auf einen pfleglichen Umgang der jungen Frau mit Körper und Geist hin.
Mit ihrer Größe von 1,70 Schritt ist Inez zwar kein Winzling, aber auch alles andere als eine beeindruckende Gestalt. Das hindert sie allerdings selten daran, ihr Gegenüber aus dem verbleibenden schwarzen Auge herausfordernd anzufunkeln – was wiederum diverse blaue Flecken und Schrammen an ihrem schlanken, gut gebauten Körper erklären könnte.
Ihr goldener Teint lässt auf Wurzeln schließen, die eher im Süden als im Norden liegen müssen. Sonne, Wind und Salzwasser haben die Haut rau werden lassen und harte Arbeit hat ihre Spuren an den zierlichen Händen hinterlassen. Inez kann definitiv zupacken und das Messer, das sie an einem zerschlissenen Gürtel trägt, sieht nicht so aus, als hinge es zur Dekoration da.
Ihre sonstige Ausrüstung besteht aus einem schwarzen Hut, den sie häufig zum Schutz vor Sonne und Regen (allerdings häufiger zum Schutz vor dem grellen Tageslicht) tief ins Gesicht gezogen trägt, einer speckigen Ledertasche, einem Wasserschlauch, in dem sich ganz sicher kein Wasser befindet und einer kleinen Gürteltasche, die es ermöglicht, schnell an mehrere kleinere Fläschchen mit undefinierbarem Inhalt zu gelangen.